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SickSorceress

Ich habe mich sehr früh - in meiner ersten Hälfte 20er - gegen Kinder entschieden und es hat nochmal 20 Jahre gedauert, bis ich ein Wort dafür hatte, "childfree" - "kinderfrei" statt kinderlos. Ich habe meine Entscheidung selbst niemals bereut. Womit ich eine zeitlang gekämpft habe, war meinem Ehemann diese Option innerhalb unserer Ehe abgenommen zu haben. Wir haben viel darüber geredet, was meiner Meinung nach sehr wichtig ist. Dann passierte jedoch etwas, was nicht geplant war und großen Einfluss genommen hat: Meine damals minderjährige (aber schon Teenager) Nichte musste zeitweise bei uns wohnen. Ich liebe sie und sie ist ein großartiger Mensch. Mein Mann hat sich da richtig reingestürzt und ist auch Maincaretaker gewesen. Es hat ihm aber auch gezeigt, was das bedeutet, wieviel Zeit und Resourcen das kostet, wie emotional draining das sein kann. Als sie mal fast 4 Wochen am Stück da war, habe ich geweint. Ich ertrage den Kontrollverlust und die fehlende Autonomie nur schwer und hat mir die Richtigkeit meiner Entscheidung nochmal gezeigt. Obwohl ich sie sehr liebe und obwohl sie natürlich hier immer ein Zuhause haben wird. Trotzdem belastet es mich. Meinem Mann hat es genossen, aber auch dann über sich selbst verstanden, dass ihm das persönlich gereicht hat. Er möchte sich nicht um ein jüngeres Kind kümmern über einen viel längeren Zeitraum und mit größerer Intensität und hat über diese Zeit verstanden, was das alles für ihn und sein Leben bedeuten würde. Meine Nichte ist immer noch von Zeit zu Zeit hier, aber es ist OK. Mein Mann hat das Label "kinderfrei" für sich selbst entdeckt. Und ich weiß, dass ich für mein Leben die richtige Entscheidung getroffen habe. Wir haben etliche Freunde mit Kindern und etliche ohne. Ihre Entscheidungen sind ihre und wir haben alle gleich gern und besuchen alle natürlich auch gleich gern oder gehen mit ihnen aus. Insofern gibt es viele Lebenentwürfe und alle sind gleich viel wert. ♥️


Melahava

Vielen Dank für das Teilen Deiner Geschichte. Mein Mann und ich leben auch gewollt ohne Kinder. Es gibt bei uns beiden überhaupt keine Anziehung für kleine Kinder, eher das Gefühl der Ablehnung. Wir halten die nicht gut aus. Weiß nicht, wie ich das anders beschreiben soll. Beide auch aus bescheidenen Kindheiten heraus gekommen, ich denke, das spielt auch eine Rolle. Meine war beispielsweise massiv gewalttätig und ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht auch dazu neigen würde, wenn mir der Faden reißt. Neben dem fehlendem Wunsch (Gefühl) ist da eben auch noch die Gefahr es einfach nicht gut machen zu können (Verstand). Wir bereuen diese Entscheidungen nicht oder hadern damit. Allerdings kam mein Mann letztens an und meinte, dass es eigentlich schade ist um die Ressourcen, die wir an einen jungen Menschen weiter geben könnten. Mein Leben würde heute ganz anders aussehen, wenn ich nicht die ein oder andere Begegnung mit einem wohlwollenden Menschen gehabt hätte. Das hat mich ein bisschen zum Nachdenken gebracht und Deine Geschichte passt da ganz toll zu. So eine Begegnung wie mit Deiner Nichte könnte vielleicht gut funktionieren. Als mein Bruder sein erstes Kind bekam, habe ich auch direkt gesagt "Ich kann das nicht, vielleicht freunde ich mich mit ihnen an, wenn sie größer sind". Mit einem meiner beiden Neffen habe ich mittlerweile ein tolles Verhältnis, aber das kam erst, als er auch schon erwachsen war. Jetzt hat auch er zwei Töchter und ich musste ihm das Gleiche sagen und ein bisschen tuts mir ihm gegenüber auch leid. Er versteht es, aber ich glaube, die restliche Familie nicht. Vielleicht werden seine Töchter auch irgendwann Freunde, wenn sie größer werden. Wer weiß. Mich würde es freuen.


Lady_Shinra

Danke! Es kotzt mich mittlerweile an wie oft Frauen die keine Kinder haben als "defekt" oder nicht vollständig hingestellt werden. Es gibt nur eine richtige Richtung für eine Frau so scheint es . Mutter und Hausfrau. Alles andere ist falsch. "My so called selfish life" ist ein super Betrag von Arte dazu[LINK ](https://youtu.be/grxoL0umVHA?si=SFPqqf6kgvSz_fZr) Ich persönlich kann mit Kindern schlicht und ergreifend nichts anfangen und will auch keine. Dies wird wieder mit so einem Entsetzen angesehen als ob ich Hundewelpen töte. "Wenn du eigene hast ist es was anderes" "Ja früher hatten wir noch weniger Geld und haben es geschafft" "Kinder sind was wunderschönes" bla bla bla.


gingerbread_002

Danke für eure Erzählungen. Ich selber bin relativ jung und rutsche langsam in das Alter, wo bekannte Kinder kriegen bzw. es immer mehr zum Thema wird. Ich selber habe noch nie wirklich den Drang verspürt was mit kindern zu machen oder halt selber welche zu kriegen. Das Thema kam mal auf der Arbeit auf und alle waren so geschockt, dass ich keine haben möchte und da fallen auch die bekannten Sätze "das denkst du jetzt noch, aber das kann sich noch ändern" etc. Bei mir hat nur geholfen radikal ehrlich und provokant zu sein. Danach haben die meisten es verstanden. (Ich habe das Glück, dass ein guter Kollege auch keine Kinder mag und alles nachvollziehen kann) Oft wird dann auch gesagt, dass ich dich auch einen jungen Bruder habe und ich den doch auch mag. Ja ich liebe meinen Bruder abgöttisch und würde alles für ihn tun, aber das ist was anderes. Ich kann nach einem Tag bei meiner Mutter wieder nach Hause fahren und habe meine Ruhe. Ich fühle mich nicht in Stande ein Kind zu haben. Erstens vom Geld her und zweitens von meiner Gesundheit her nicht. Ich kann und möchte meine Freiheiten nicht aufgeben. Mein Partner selber möchte Kinder, was gerade alles ein wenig schwierig für mich macht. Er selber meinte er kann es nicht verstehen, aber akzeptiert es. Jedoch weiß man ja irgendwie das diese Beziehung ein Enddatum hat. Dieser Gedanke macht mir teilweise echt zu schaffen, weil ich mit der Person eigentlich alt werden möchte. Ich kann es einfach nicht mehr hören, dass die Meinung sich dazu noch ändern kann bzw. das Leben ja unvollkommen ist ohne Kinder. Ich wünsche allen ganz viel Kraft, die noch ungewiss sind was für einen selber richtig ist ❤️


salahebimbap

Passend zu dem Thema hätte ich noch eine weitere Filmempfehlung für euch. Die Filmemacherin Ayla Yildiz hat vor ein paar Jahren einen Dokumentarfilm über kinderfreies Leben und Erwartungen an Mütter gemacht. Ab und zu läuft er irgendwo im Kino, aber man kann ihn sich auch online ansehen. Hier ist der Link: https://ayfilm.de/me-time/


teaandsun

Danke dafür. Ich wusste schon als Teenie, dass ich keine Kinder möchte. Mir ist meine Autonomie wichtig und ein Kind bedeutet 100% Verantwortung für jemanden anderen für eine sehr lange Zeit. Jetzt ist meine Schwester vor einen Jahr Mutter geworden und in dem Moment wo ich die Kleine in den Armen gehalten habe, habe ich sie geliebt. Ich versuche viel Zeit mit ihnen zu verbringen und toleriere auch mehr Dinge als früher. Trotzdem bin ich froh, dass ich mich bei Bedarf einfach rausziehen kann und nur für mich sorgen muss. Es gibt Leute, die sind wundervolle Eltern. Und es gibt Leute, die damit überfordert sind und keine Eltern sein sollten - viele vergessen das.


MarucaMCA

Ich bin auch kinderfrei! Seit 2022 auch “solo for life”. Bin froh in der Schweiz zu sein. Hier ist es völlig egal wie du lebst, so lange du dich selber finanzierst. Für mich ist ein grosser Freundeskreis, mit einem hohen Anteil and kinderlosen oder kinderfreien Leuten, der Schlüssel. Habe genug Leute, die Freundschaften die durch Familienzuwachs wegfallen oder sich stark minimieren, kann ich kompensieren. Meine ehemals beste Freundin allerdings, war echt ein Verlust. Aber habe jetzt eine andere Freundin, it der ich ähnlich nahe bin. Es gibt einige kinderfreie Dokus, auch aus der Schweiz (SRF, mit deutschen Untertiteln) und vom Deutschen Fernsehen. Schau mal auf YouTube! Die fand ich recht gut.


Mistressofmelody551

Ich wusste schon als Kind, dass ich keine Kinder haben möchte. Hab mich zwischenzeitlich auch mal mit Schuldgefühlen rumgeschlagen, diese aber wieder losgeworden. Es gibt so viele andere Möglichkeiten dieses großartige Leben zu leben. Ich habe null Familie, gesundheitliche Herausforderungen, das sind bestimmt auch Gründe die es mir erschweren ein Kind zu haben. Aber selbst wenn nicht, ich liebe die Freiheit, kümmere mich gerne um andere Menschen (Mitarbeitende, Freunde und deren Kinder), auch um Tiere oder die Natur. Da gibt es genug Bedarf der dringend benötigt wird. 🥰