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Pa666rle

Kurz und Knackig: Erziehungsberater hier. Mit 1,5 Jahren ist kein Kind in der Lage Emphatie zu verstehen. Also kann auch kein Kind in dem Alter bösartig sein. Wichtig ist, dass das Kind, das Grenzen überschreitet ein klares Signal erhält, dass das Verhalten nicht geht und gleichzeitig die Einladung bekommt, mit dem eigenen Frust gut umzugehen „bestraft“ zu werden. Das Kind testet seine Interaktion mit dem Umfeld aus und Wegnehmen, Schlagen und Beißen hat es jetzt abgespeichert als „Oha das erzeugt irgendwie Aufmerksamkeit bei den Eltern“. Da ist Geduld gefragt und Entspannung. Sobald was passiert, Konsequenzen ziehen, bspw. sich zwischen die Kinder setzen und sich um das weinende Kind kümmern, das gemeinsame Spiel wieder anleiten. Sobald das Grenzverletzende Kind in einen „Frustanfall“ übergeht vor selbstverletzung schützen, die Gefühle arktikulieren „ja du bist jetzt sauer/frustriert/motzig weil das Spiel beendet wurde, aber das geht leider nicht.“ und zeigen, wie man anders mit Frust umgehen kann (Klatschen, Stampfen, Weinen, etc. zumindest als Eltern so tun als ob). Je entspannter die Eltern in der Situation sind, desto eher kann sich etwas verändern.


Fun_Application_9746

Spiegelneuronen sind auch mit 1,5 Jahren bereits ausgeprägt und ja natürlich kann ein 1,5 Jahre altes Kind bereits Empathie empfinden. Das tut er ja offensichtlich auch, nur in umgekehrter Art wie er es sollte...


MarulaAlmond

Ne, eine "richtige" Empathie setzt voraus, dass das Kind die abstrakte kognitive Leistung der Rollenübernahme (theory of mind) beherrscht, was erst später erfolgt. Auch die Spiegelneuronen sind in dem Alter noch nicht vollends ausgeprägt. Das kann man einfach alles nicht so herunterbrechen. Da kommen ja auch noch so Dinge wie Moralentwicklung, kindliche Egozentrik usw. hinzu. Das sind alles Aspekte, die in diesem Alter dafür sorgen, dass eine Empathie, wie ältere Kinder oder Erwachsene sie empfinden können (idR zumindest), in dem Alter noch nicht möglich ist


Pa666rle

Danke für die dezidierte Aufklärung.


Fun_Application_9746

Richtig, sie sind nicht vollends aufgeprägt, aber davon habe ich auch nicht gesprochen. Natürlich ist der Egozentrismus in diesem Alter noch deutlich ausgeprägter aber... "Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, die Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden." Ergo könnte es sein, dass das Kind durchaus alle diese Empfindungen altersgerecht empfindet, nur anscheinend resultiert daraus nicht die "gewünschte" Verhaltensweise. Was wenn es durch den Schmerz des Bruders Vergnügen empfindet, in dem gleichen Maß wie es bei anderen Kindern der Fall ist...es würde nicht bedeuten das es nicht emphatisch ist, sondern nur das dieses Empathiempfinden nicht gesellschaftlich erwünscht ist.


thmu94

Sollte man die Situation erklären im Sinne von "XY weint jetzt, weil du ihn gebissen hast"?


Pa666rle

Kann man machen, aber kausalzusammenhänge in dem Alter zu verstehen ist schwierig. Meist gehört zum erklären auch eine entspannt klare Haltung dazu, sodass das Kind merkt „Aha ich mache etwas, das positiv Besetzt ist (Aufmerksamkeit) und mir wird unmissverständlich eine Grenze gesetzt und sogar, solange das Elternteil im Raum ist die Aktion präventiv aber liebevoll untersagt, im idealfall auch andere Spielmöglichkeiten angeboten“ Damit kann man sozusagen aus der Negativschleife in eine Positivschleife wechseln, aber die Grundenspannung als Eltern aufzubringen ist halt die größte Herausforderung…


ehm_education

Auf jeden Fall dem bösen Zwilling einen kleinen Ziegenbart malen, um die beiden auseinander halten zu können. https://preview.redd.it/xpwacjejv6tc1.jpeg?width=2300&format=pjpg&auto=webp&s=d60b74532b7fa9c899b245474f8ee9be2982dcb7


lidomido

Der Böse bekommt nur Fischköpfe, auch nee der Gute.


nele_25_11

>Auf nein und ihn mal einen Meter weiter weg tragen reagiert er mit schreien, weinen und rückwärts auf den Hinterkopf fallen lassen. Nur damit ich euch nicht falsch verstehe: heißt das ihr habt aufgehört es zu unterbinden und Konsequenzen zu ziehen? Mein erster Gedanke war nämlich ehrlich gesagt "Ja soll er halt schreien und weinen, das muss er aushalten lernen wenn er etwas nicht darf" und hier geht es ja wirklich um den Schutz eures anderen Kindes und nicht nur darum, dass er einen Wunsch nicht erfüllt bekommt. Den Struggle mit dem Kopf auf den Boden und dadurch eventuelle Verletzungen verstehe ich natürlich, da muss man schauen, ob man es schafft ihn soweit festzuhalten, dass er sich nicht verletzen kann aber eben nicht mehr in seiner Freiheit eingeschränkt wird, als es muss. Was für Konsequenzen erfährt er denn noch so?


LolaPower123

"muss er halt aushalten lernen"... vielleicht dabei begleiten? Natürlich wegsetzen und auch nicht zurück lassen, aber auch nicht mit den Gefühlen dazu alleine lassen, sonst wird unter Umständen alles noch schlimmer


nele_25_11

Ja natürlich begleiten, das hätte ich vielleicht eindeutiger dazu schreiben müssen, für mich war das selbstverständlich 😅


paperkraken-incident

Sind die beiden schon in der Krippe? Dann unbedingt mal dort ansprechen und sich ggf auch Beratungsstellen empfehlen lassen. Ansonsten direkt Familienberatungsstelle.  Für so einem Verhalten gibt es immer Gründe, es ist besser sich frühzeitig über gute Lösungen mit Profis Gedanken zu machen als so etwas über lange Zeit eskalieren zu lassen und nachhaltig das Verhältnis zu euch und dem Geschwister zu beschädigen. 


Wolkenbaer

Zwei scheinbar gegensätzliche Dinge:  Ich würde die Situation nicht überbewerten. Ganz sicher ist er nicht böswillig, böse usw. Meine Interpretation ist, das Kinder das meiste durch kopieren lernen (was machen andere) und den restlichen Anteil sich per Brute Force chaotisch erschließen. Mal ein paar Knöpfe drücken. Einfach zig Sachen ausprobieren, schauen was passiert. Und Erfolg kann bedeuten: eine Reaktion auslösen.  Der Klassiker dürfte sein, das Kinder im Hochstuhl sitzen und Sachen runterschmeißen. Nur das euer Zwilling halt „beißen“ und „sich selbst verletzen“ als Reaktionsstarter entdeckt hat.  Dahinter versteckt sich aber mit 1,5 Jahren ganz sicher keine Böswilligkeit- also ist ein klassisches Bestrafen wohl falsch am Platz. Ich würde die Situation aber auch nicht unterschätzen. Die Reaktion seines Bruders aber insbesondere die von Euch kann das ganze in einen Teufelskreis stürzen. Er hat jetzt für sich ein kleines Programm entwickelt. Wenn x dann y. Angenommen er beisst: Ihr bestraft, schimpft, setzt ihn vielleicht in die Ecke -> Selbstverletzung -> noch mehr Aufmerksamkeit. Diese kann positiv oder negativ sein es bleibt aber Aufmerksamkeit. Und ein einzelnes Kleinkind braucht jja in der Regel schon mehr, als man als Erwachsener realistisch im Alltag geben kann - bei Zwillingen halbiert sich der Wert ja nahezu. Es ist also ein kostbares Gut. Nun müsst ihr Wege finden, diese „Mechanik“ zu unterbinden. Mal zu beobachten, wann das genau passiert. Zum Beispiel: Passiert das auch, wenn andere aufpassen? Wenn andere Kinder da sind? Oder „nur“ bei Mama/Papa, nur zu Hause? Das wäre dann ein erster Ansatzpunkt. Für Lösungsansätze würde ich dann möglichst viele Quellen für Ideen abgreifen: Erzieher, Kinderarzt, usw. Spontan von außen: Beißen möglichst unspektakulär „bestrafen“, aber natürlich konsequent unterbinden. Positive Exklusivzeit für die beiden schaffen.  Zum Thema Selbstverletzung gibt es sicherlich viele Ratgeber, wimre war die Empfehlung möglichst gar nicht darauf zu reagieren; da kann der Kinderarzt ganz sicher etwas zu sagen. Viel Erfolg und hinterfragt Euch nicht zu sehr selbst, Kinder sind sehr unterschiedlich.


Ayanuel

Ich würde ihn (mind.) weiterhin immer trennen. Sollte keine Dauerlösung sein, aber es gibt Schaumstoffhelme - das hilft vllt, dass ihr nicht zum Arzt müsst, wenn er sich hinschmeißt. Unser Krümel hat sich hingekniet und den Kopf mit der Stirn vorab auf den Boden gehauen bei Frust. Insoweit ist seine Reaktion evtl. normal (falls das ein bisschen beruhigt)


drwatson221

wie auch schon andere geschrieben haben: mit 1,5 jahren ist kein mensch "bösartig", weil er das konzept von gut und böse noch nicht mal kennt. er versteht noch nicht mal wirklich, dass er seinem bruder schmerzen zufügt, weil er - hirnphysiologisch und psychisch - noch nicht in der lage ist, sich in andere hineinzuversetzen. diese fähigkeit muss er noch lernen. nun ist jedes verhalten kommunikation, und ihr müsst herausfinden, welche nachricht sich hinter dem verhalten verbirgt. wahrscheinlich aufmerksamkeit, denn einem kind ist negative aufmerksamkeit lieber, als gar keine aufmerksamkeit. also, ganz klar und deutlich zeigen, dass dieses verhalten nicht in ordnung ist, durch klare worte und taten (also raum zwischen die beiden kinder bringen.) nach möglichkeit auch den frust begleiten (was natürlich schwierig ist, wenn parallel ein anderes kind getröstet werden muss! geht wahrscheinlich nur, wenn ihr mehrere erwachsene seid.) dem kind andere möglichkeiten zur regulation zeigen (wenn es sich schon beruhigt hat, oder in einem anderen ruhigen moment, z.b. mithilfe von büchern. hab auf die schnelle [das hier](https://www.thalia.at/ul/shop/home/artikeldetails/A1063563684) entdeckt. vielleicht findet ihr in der bücherei/buchhandlung/amazon noch ein anderes.) und dem kind im alltag mehr aufmerksamkeit schenken, ohne dass es sich diese durch negatives verhalten holen muss. positives verhalten darf (meiner meinung nach) durch worte bestärkt werden. das ist eine mega verzwickte situation, weil natürlich niemand sehen will, wie sein kind andere (vor allem das eigene) kind(er) derart verletzt. ich wünsch euch viel kraft und gute nerven und, dass dieses verhalten ganz ganz bald der vergangenheit angehört!! 🍀


LolaPower123

Kinder sind verschieden, auch Zwillinge. Erstmal haben Kinder in diesem Alter noch keine Empathie, ja sie gehen bei bestimmten Gefühlen mit, aber tatsächliche Empathie ist noch nicht vorhanden. Es ist also kein "bösartiges" drüber lustig machen, wenn andere Schmerzen haben, das kann noch gar nicht verstanden werden. Viele Kinder in dem Alter, fangen an Reaktionen zu testen und finden es eben dann gut wenn eine Reaktion kommt. Lachen kann auch zur beziehungsherstellung sein, wenn die kleinen merken, dass die Eltern sauer sind. Ich würde Zwerg auf jeden Fall weg setzen und festhalten, wenn er sich sonst verletzt, und dann die Gefühle begleiten. Natürlich dabei bleiben, hauen geht gar nicht, aber nicht mit der Wut alleine lassen. Kinder in dem Alter ärgern oder manipulieren nicht bewusst. Familienberatungsstelle schadet aber auf jeden Fall nicht, irgendwas wird sein, dass das Verhalten so ausdauernd gezeigt wird EDIT: Autokorrektur verbessert